Kitsune (狐) bezeichnet zoologisch gesehen einen Fuchs / eine Füchsin. Diesen werden in Japan seit dem 5. Jahrhundert Zauberkräfte nachgesagt, wodurch sie zu Inhalten von Legenden und Aberglauben wurden. Schon das Nihon shoki („Annalen Japans“) berichtet von einem weißen Fuchs als glücksverheißendes Omen. Dabei wird unterschieden zwischen gewöhnlichen Füchsen (zenko 善狐) und mächtigen Fuchsgeistern oder auch Wildfüchsen (yako 野狐). Dementsprechend können sie sowohl eine normale Fuchsform als auch eine verwandelte (Menschen-) Form, bevorzugt Frauen, annehmen. Man sagt, dass er alle 100 Jahre seinen Schwanz spaltet und so seine Kraft verdoppelt bis er mit 1000 Jahren zum berühmten „neunschwänzigen Fuchs“ (kyūbi no kitsune 九尾の狐) wird. Ausgestattet mit einem weißen Pelz und neun Schwänzen, setzt der Fuchs seine Kraft nun ausschließlich zum Wohle der Menschen ein.
Kitsune werden außerdem mit Feuer und Illusionen verbunden, weshalb Irrlichter als „Fuchsfeuer“ kitsunebi (狐火) bezeichnet werden. Sie gelten als Glücksbringer, können jedoch auch andere Züge annehmen. Im Bereich der Onomatopoesie (Lautmalerei) wird zwischen einem bissigen kan kan und einem freundlichen kon kon für das Gebell eines Fuches unterschieden.
Heute sind Kitsune als niedliche Figuren in vielen Anime, Manga, Spielen und sonstigen Serien beliebt. Beispiele dafür sind Naruto, Inu Yasha, Okami und Wagaya no Oinari-sama. Fälle von „Fuchsbessenheit“ (kitsune tsuki) sind heute noch beliebte Motive. In Westjapan kennt man zudem auch Fuchsbesitzer (kitsune-mochi), die Füchse halten, um sich an deren übernatürlichen Kräften zu bedienen.
Fähigkeiten und Schwächen
Kitsune gehören wie Tanuki in der japanischen Mythologie zu den klassischen Trickstern und beherrschen magische Fähigkeiten wie das Gestaltswandeln. Die Verwandlung in einen Menschen ist ihm ab einem Alter von fünfzig oder hundert Jahren möglich. Die Verwandlung soll stark erleichtert werden, wenn der Fuchs Knochen (möglichst einen Totenschädel) oder Wasserlinsenblätter über seinen Kopf hält. Als menschliche Frau verführt er gerne Männer und heiratet diese, um seinen Vorteil daraus zu ziehen oder anschließend ihm und der gesamten Familie unmerklich die Energie auszusaugen und sie so krank zu machen. Es gibt jedoch auch zahlreiche wahre Liebesgeschichten zwischen einer Fuchsfrau und einem Menschenmann. Sie sind sogar fähig Kinder miteinander zu bekommen. Wenn man die Füchsin jedoch enttarnt, verlässt sie ihre Familie sofort. Sie können außerdem Illusionen erzeugen, von Menschen Besitz ergreifen und angeblich sogar fliegen.
Als frechen Trickstern werden Kitsune betrügerische und durchtriebene Charaktereigenschaften nachgesagt. Sie spielen gerne Streiche und haben eine böse Natur. Beliebte Opfer sind zum Beispiel buddhistische Mönche und Kaufleute. Enttarnt werden kann der Fuchs durch Menschen, die seinen nicht versteckbaren Fuchsschwanz entdecken, oder durch Hunde. Mitunter werden sie ebenso selbst ein wenig nachlässig, zum Beispiel wenn sie getrunken haben, sodass sie sich selbst verraten und einen Teil ihrer magischen Verwandlung aufgeben. Da kann dann auch schon mal ein Schnurrharr herausblitzen oder ein Ohr aufploppen.
Die intelligenten Kitsune haben aber ebenfalls eine gute Seite. So sind sie beispielsweise Boten des Erntegottes Inari und symbolisieren als solche Fruchtbarkeit. Den ausschließlich weißen Füchsen der Fuchsgottheit bringt man Opfergaben – zum Beispiel im Fushimi Inari Schrein in Kyōto (einen von insgesamt über 20.000 Inari Schreinen). Die Füchse dienen als Schutz von Menschen oder Orten, bringen Glück und vertreiben böse Geister. Zu diesem Zweck stellt man sie gerne als Wächter des nord-östlichen Tores auf, da dieses als Dämonentor gilt. Kitsune halten stets ihre Versprechen und zahlen ihre Schulden.
Übrigens: In Japan spricht man von einer Fuchshochzeit (Kitsune no Yomeiri 狐の嫁入り), wenn während eines Regens die Sonne scheint. Man sagt, wenn man genau hinsieht, kann man die Prozession der Fuchsbraut sehen.
Kitsune in der japanischen Küche
Die Leibspeise eines Kitsune sind Legenden zufolge süßer Reis (der Gottheit Inari entsprechend), azukimeshi und frittierter Tōfu. Namentlich prägen sie so das japanische Gericht Kitsune Udon – eine seit der Meiji Zeit (1868-1912) sehr beliebte Nudelsuppe mit dicken Udon Nudeln und frittierten Tōfuscheiben, die Aburaage genannt werden. In der östlichen Kantō Region ist die Suppe auch mit Soba Nudeln beliebt und heißt dann dementsprechend Kitsune Soba.